Rückenschmerzen sind lästig. Vor allem wenn sie immer wieder auftauchen oder gar chronisch sind. Die Psyche spielt dabei eine oft unterschätzte Rolle.
Vorweg eine kleine Geschichte dazu.
Paul, ein 39-jähriger Familienvater, leidet seit mehreren Wochen an starken Rückenschmerzen in der Lendenwirbelsäule.
Seit genau dieser Zeit ist er im Homeoffice wegen der Corona Pandemie. Sein Arbeitgeber hat ihm dafür nur einen Laptop zur Verfügung gestellt.
Da Paul nur eine kleine Wohnung hat, muss er seine Arbeit am Küchentisch verrichten. Schon nach einer Woche hat er Schmerzen im Rücken bekommen.
Ein Untersuchung beim Arzt (dieser hat sich nur die Lendenwirbelsäule angeschaut) brachte nicht viel. Er verschrieb ihm 6 x physikalische Therapie und Schmerztabletten.
Sowohl die Therapie als auch die Schmerztabletten waren wirkungslos.
Worin liegt nun die Ursache in Pauls Rückenschmerzen?
Auflösung kommt weiter unten....
Risikofaktoren für Rückenschmerzen
Zunächst schauen wir uns die Ursachen und Risikofaktoren für Rückenschmerzen an.
- Bewegungsmangel
- Übergewicht
- Falsche Ernährung
- Schwere körperliche Arbeit
- Psychische Belastungen
- Stress
Das sind die häufigsten Ursachen. Natürlich kann diese Liste durch weitere Faktoren verlängert werden.
Psychische Belastungen und Rückenschmerzen
Eine Zunahme der psychischen Belastungen seit Beginn der Corona-Pandemie lässt sich beobachten. [1]
Auch in Gesprächen mit Kollegen und aus eigenen Beobachtungen in der Praxis ist das deutlich erkennbar.
Risikofaktoren für eine Chronifizierung
- Konflikte in der Partnerschaft
- Berufliche Unzufriedenheit
- Schlafstörungen
- Hoffnungslosigkeit
- Ängste
- Depressionen
- Stress
- usw.
Die allgemein bekannten Risikofaktoren dafür, dass Rückenschmerzen chronisch werden, sind bei vielen Einschränkungen durch die Corona-Pandemie vorprogrammiert.
Vor allem im Schulter-Nacken-Bereich ist eine deutliche Zunahme zu erkennen.
Wir ziehen bei Stress automatisch den Kopf ein und die Schultern nach oben. Das ist seit Urzeiten so. Eine sinnvolle biologische Einrichtung um uns vor Verletzungen zu schützen, zu kämpfen oder zu flüchten. [2]
Der Säbelzahntiger lässt grüßen.
Heute haben wir keine Säbelzahntiger mehr um uns herum. Die Stressreaktion ist dennoch die gleiche. Die Schulter-Nacken-Muskulatur verspannt sich bei psychischen Belastungen automatisch.
Tritt nun jeden Tag immer aufs Neue wieder eine Stresssituation auf, ist unsere Muskulatur ständig unter Anspannung. Unsere Körperhaltung verändert sich zunehmend und der Körper reagiert mit Stress.
Ein Kreislauf entsteht.
Schmerzmittel und auch verschiedenste Therapien bringen dann nicht mehr den gewünschten Effekt, weil die Ursache fortbesteht.
Diagnose: Das ist dann wohl psychosomatisch
Psychosomatik
Der Begriff Psychosomatik leitet sich aus den griechischen Wörtern Psyche für "Seele" und Soma für "Körper" ab.
Mit dieser Diagnose kommen viele Patienten vom Arzt.
Zum einen verunsichert es, zum anderen fühlen sie sich bei solchen Diagnosen als "verrückt" abgestempelt.
Die Diagnose wird gerne verwendet wenn man mit den apparativen Untersuchungsmethoden keine Ursache für die Schmerzen finden kann.
Die Psyche muss herhalten. Das ist in vielen Fällen auch richtig.
Eine mögliche Therapie wird den Patienten dann oft nicht angeboten. Sie bekommen weiterhin Schmerztabletten und Anwendungen beim Physiotherapeut verordnet, ohne die Ursache zu ergründen.
Ganzheitlich betrachtet hat unsere Psyche immer etwas auch mit den körperlichen Beschwerden zu tun. Selbst ein Schnitt mit dem Küchenmesser in den Finger macht etwas mit unserer Psyche.
Es besteht eine feste Verbindung zwischen Körper und Psyche. Ein einzelnes Betrachten von körperlichen oder psychischen Problemen ist daher wenig zielführend.
Therapiemöglichkeiten
Werfen wir einen Blick auf die Möglichkeiten zur Therapie. In der Schulmedizin beschränken sich die Maßnahmen meist auf das schmerzende Gebiet/Körperteil.
Eine Verbindung zu anderen Körperstellen oder gar der Psyche wird nur selten bis überhaupt nicht hergestellt. Zu stark ist die symptomorientierte Behandlung von Krankheiten inzwischen fortgeschritten.
Natürlich gibt es auch dort Ausnahmen.
In der ganzheitlich arbeitenden Naturheilkunde wird nach der Ursache gesucht. Die muss nicht immer im gerade schmerzenden körperlichen Bereich liegen, sondern kann an ganz anderer Stelle im Körper sein. Auch die psychische Komponente wird dabei nicht außer Acht gelassen.
Die Therapiemöglichkeiten von Rückenschmerzen in der Naturheilkunde sind sehr vielfältig. Neben manuellen Techniken wie Dorn-Breuss, Ortho-Bionomy® kommt eine Verhaltenstherapie, Psychotherapie, NLP-Techniken und viele weitere Komponenten infrage.
Durch das herausfinden der Ursachen kann eine sinnvolle Kombination aus den oben genannten Therapien für den einzelnen gefunden werden.
Lösungsorientiert und schnell. Das wird angestrebt, erfordert aber immer die Mitarbeit des Patienten.
Operationen häufig unnötig
Deutschland ist im Bereich der Operationen im Bereich der Bandscheiben und Rückenbeschwerden ganz vorne mit dabei. Man könnte fast meinen, wer nicht bei drei auf dem Baum ist, wird operiert bei stärkeren Schmerzen.
Die psychische Belastung des einzelnen steigt bei solchen Maßnahmen weiter.
Würde man den Körper ganzheitlicher betrachten ließe sich da jede Menge an Operationen verhindern. [3]
Kreislauf durchbrechen
Das Wechselspiel von psychischer Belastung und körperlichen Schmerzen kann durchbrochen werden. Geeignet dafür sind Achtsamkeitsübungen, Resilienztraining oder Elemente aus dem Neurolinguistischen Programmieren (NLP).
Die nachfolgenden Übungen sind einfach und gleichzeitig auch enorm wirkungsvoll.
Ich lade Dich dazu ein, eine oder auch alle für eine Woche lang konsequent durchzuführen. Sollte sich bei Dir dann nichts verbessern, was mich stark wundern würde, kannst Du die Übungen wieder weglassen?
Körperhaltung
Unsere Körperhaltung hat einen direkten Einfluss auf unser Wohlbefinden. [4] Wenn wir mit hängenden Schultern und hängendem Kopf eingesunken auf dem Stuhl sitzen, fühlen wir uns automatisch schlechter.
Richten wir uns dagegen auf, ziehen die Schultern nach hinten, strecken die Brust raus und blicken gleichzeitig mit dem Kopf leicht nach oben, verbessert sich unsere Stimmung. Verstärkt werden kann dies zum Beispiel mit einer Siegerfaust oder einer Gewinnerpose.

Das Gehirn hat diese Körperhaltung als positiv abgespeichert. Die chemischen Prozesse, die dadurch im Körper ablaufen, bewirken eine bessere Stimmung.
Übung: Begebe dich mehrmals täglich bewusst in eine aufrechte Körperhaltung oder Siegerpose.
Lachen
Lachen, auch wenn es künstlich erzeugt wird, bzw. nur die Gestik im Gesicht dem Lachen nachempfunden wird, wirkt es ebenfalls Stimmungsaufhellend. [5]

Übung: Ziehe die Mundwinkel für mindestens eine Minute nach oben und behalte diese Stellung bei.
Einflussübung
Wir haben auf verschiedene Dinge einen direkten Einfluss und Macht. Auf andere Dinge haben wir keinen Einfluss. Das belastet viele sehr stark. Indem wir uns auf die Dinge konzentrieren und darüber ständig nachgrübeln, auf die wir keinen Einfluss haben, schaden wir uns selbst. [6]
Besser ist es sich mit den Dingen zu beschäftigen auf die wir direkt Einfluss haben.

Übung: Nehme Dir ein Blatt Papier und teile es in zwei Spalten. In die linke Spalte kommen all die Dinge, auf die Du Einfluss ausüben kannst: deine Gesundheit, dein Mittagessen, deine Stimmung.
In die rechte Spalte schreibst Du alle Dinge, auf die Du keinen Einfluss ausüben kannst: das Wetter, die Corona-Pandemie, Flugzeugabsturz in Timbuktu,...
Knicke nun das Blatt so, das Du nur noch die Seite siehst, mit den Dingen, auf die Du Einfluss hast. Beschäftige Dich mit diesen Dingen intensiv.
Im Körper spiegelt sich die Psyche
Viele psychische Belastungen manifestieren sich körperlich. Körperliche Schmerzen können psychische Probleme verursachen.
Aus diesem Grund darf Körper und Psyche nie getrennt voneinander betrachtet werden.
Auflösung von Pauls Rückenschmerzen
Paul gibt es tatsächlich, nur heißt der im wirklichen Leben anders (Name geändert).
Zunächst könnte man meinen, die Arbeit mit dem Laptop am Küchentisch hat die Rückenschmerzen verursacht.
Das stimmt zum Teil auch. Ein Küchentisch ist für längeres Arbeiten nicht ideal. Bei Paul war es aber tatsächlich die Einsamkeit, die dazu geführt hat. Er ist ein sehr geselliger Typ und unterhält sich gerne mit seinen Kollegen.
Die Einsamkeit im Homeoffice und der täglich gleiche Ablauf belastete Paul so stark, dass er davon Rückenschmerzen bekam.
Ein gründliches Erforschen der Ursachen brachte soziale Isolation als Ursache ins Spiel. Mit einer gezielten Therapie, die auch die Psyche mit einbezogen hat, geht es Paul heute im Homeoffice blendend.
Mit den Kollegen macht er jetzt eine gemeinsame "Zoom-Mittagspause" und trifft sich abends mit einer Freundin um im Park Yoga zu machen.
Fazit
Jede Art von Rückenschmerzen hat irgendwo eine Ursache. Diese gilt es herauszufinden um nachhaltig etwas verändern zu können.
Welche Erfahrungen hast Du mit den drei Übungen gemacht? Erzähle mir davon in den Kommentaren.
Quellenangaben
[1] Nehmen psychische Erkrankungen durch die COVID-19-Pandemie zu?
[2] Rückenschmerzen und Stress
[4] Auf die Haltung kommt es an: Wie sich die Körperhaltung auf Psyche und Handeln auswirkt
[5] Lachen ist gesund - Gelotologie, die Wissenschaft vom Lachen
[6] Der Einfluss von Gedanken und Gefühlen auf die Gesundheit
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